Japanische Zukunft

Bei der diesjährigen i-Mobility-Messe in Stuttgart hatte ich die Gelegenheit, eine (kurze) Runde mit dem Toyota Mirai zu drehen. Was ist an dem Auto so besonders? Nun, bei dem optisch etwas gewöhnungsbedürftigen Fahrzeug handelt es sich laut Toyota um die „erste Wasserstoff-Limousine in Großserie“. Der Toyota Mirai ist also das erste Brennstoffzellenfahrzeug (FCEV), welches ganz normal gekauft werden kann. Mirai heißt übrigens Zukunft auf Japanisch.

Der erste Eindruck

Der Kofferraum des fast 4,90 Meter langen Autos ist ziemlich klein, zerklüftet und die Sitze lassen sich nicht umlegen. Laut Datenblatt finden hier 361 Liter Gepäck Platz, was ungefähr dem Kofferaum eines VW Golfs entspricht.

Die Sitze sind recht bequem, man sitzt relativ hoch und es lässt sich alles elektrisch einstellen. Das Auto gibt es insgesamt nur als „All-Inclusive-Paket“, d.h. abgesehen von einer der vier Außenfarben hat man nie die Qual der Wahl.

Das Kombiinstrument besteht aus einem mittigen Display. Darunter befindet sich der Navi-Bildschirm, der lt. Prospekt „hochauflösend“ sein soll, aber nach aktuellem Stand der Technik nicht wirklich faszinierend ist. Hier bieten die Schwestermodelle von Lexus deutlich mehr. Die Kunststoffe wirken ebenfalls recht schlicht, sowie die Knöpfchen für die verschiedenen Extras.

Wie fährt er?

Unspektakulär. Da es sich ja um ein Elektroauto handelt, fährt der Mirai leise los. Auf der kurzen Strecke rund um das Messegelände ließ sich die Fahrdynamik nicht wirklich auskosten, dennoch fällt auf, dass der Mirai nicht das elektroautotypische Beschleunigungsvermögen aufweist. Dabei ist es völlig unerheblich, ob man sich im ECO-, im Power- oder im Normalmodus befindet. Dies mag auch an den fast zwei Tonnen Leergewicht liegen. Richtiger Fahrspaß kommt so nicht auf. Ein Toyota-Prius-Fahrer mag mit den 156 PS und 335 Nm wohl durchaus zufrieden sein. Ein Tesla-Fahrer nicht.

Ansonsten ist das Auto recht komfortabel, ohne sportlich zu sein. Lenken, bremsen, anfahren, alles geht unspektakulär von der Bühne. Gewiss kein schlechtes Auto, aber auch keines, dass Begeisterung auslöst.

Der größte Pluspunkt des Mirais ist sicherlich die maximale Reichweite von 450 bis 500 km. Dazu werden 5 Kilogramm Wasserstoff benötigt, die innerhalb von 3 Minuten aufgetankt werden können… wenn man denn eine Wasserstofftankstelle in der Nähe hat. Davon gibt es in Deutschlang aktuell 13 Stück (geplant waren mal 50 bis Ende 2015). An der Messe Stuttgart gibt es zum Glück eine (funktioniernde), weshalb hier auch die Probefahrt möglich war.

Fuelcell-Schriftzug am Toyota Mirai
Fuelcell-Schriftzug am Toyota Mirai

Was koscht’s?

…würde man in Stuttgart fragen. Die Antwort: 78.000 Euro. Das steht leider nicht mal mehr auf der offiziellen Toyota-Seite, aber diesen Wert verrät mir Wikipedia und bestätigt mir die nette Toyota-Begleiterin.

Ein Kilogramm Wasserstoff kostet wohl aktuell ca. 9 Euro, was auch ungefähr dem Verbrauch auf 100 Kilometern entspricht.

Fazit

Der Toyota Mirai ist zweifelsohne eine Meilenstein bei den Brennstoffzellenfahrzeugen und ein technisches Meisterwerk. Es ist ein erster, vorbereitender Schritt in Richtung wasserstoffbasierter Mobilität. Trotzdem kommt für das Auto einfach keine richtige Faszination auf. Schließlich erhält man für das Geld auch einen Tesla Model S 70 inklusive kostenloser Nutzung der zahlreichen Supercharger, deutlich mehr Fahrspaß und Platz im Innen- und Kofferraum. Eleganter sieht ein Tesla dazu auch noch aus.

„Du vergleichst Äpfel mit Birnen!“ mag man mir hier entgegenhalten. Stimmt. Aber vielleicht haben die Äpfel die Birnen inzwischen einfach abgehängt.

Titelbild: © Toyota Motor Sales, U.S.A., Inc.

5 Antworten auf „Japanische Zukunft

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  1. “Äpfel mit Birnen vergleichen” kann durchaus sinnvoll sein. Immerhin ist beides Obst.
    Oder wie hier: geht es in beiden Fällen um zukunftsweisende Mobilität.
    Interessant finde ich neben den technischen Details vor allem die ökonomische Seite.
    78.000 Euro würde ich auch nicht mehr in die Werbung schreiben, wenn andere Konzepte die Mobilität schon für die Hälfte anbieten können. Doch auch die sind noch viel, viel zu teuer, wenn ein Massenmarkt erreicht werden soll.
    Also nochmal mindestens 50% Preisreduktion. Mit d e m Obst kann dann auch unterhalb des Premiumsegments noch ein Blumentopf gewonnen werden. Hoffentlich dauert das nicht mehr so lange…

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