PlugSurfing vs. The New Motion – Teil 2

Nachdem ich einige Ladevorgänge an zwei verschiedenen Testfahrzeugen durchführen konnte, möchte ich eine Zwischenbilanz ziehen. Das Ergebnis ist – wenig überraschend – durchwachsen.

Nach dem ersten Teil dieser Serie stand es 3:4 für The New Motion. Wie erwähnt kamen inzwischen einige Ladevorgänge hinzu, von denen ich allerdings noch nicht alle Abrechnungen vorliegen habe. Dies dauert definitiv zu lange, auch wenn beide Anbieter hier von den lokalen Ladesäulenbetreibern abhängig sind.

Porsche Cayenne S e-hybrid
Ein Porsche Cayenne S e-hybrid beim Laden an einer EnBW-Ladesäule.

Wie dem auch sei, das Laden an der EnBW-Ladesäule funktioniert mit beiden Chips identisch und gleich einfach. Allerdings verlangt EnBW abstruse Preise, aber dazu mehr im dritten Teil der Serie.

Praxistest in Hamburg

Als Testgebiet für die weiteren Ladevorgänge diente mir die Hansestadt Hamburg. Zunächst einmal sind die Bedingungen für E-Autos hier vergleichsweise gut, da es viele Ladesäulen gibt und die Strompreise äußerst fair kalkuliert sind. Die meisten Ladesäulen werden vom Stromnetz Hamburg betrieben. Viele dieser Ladesäulen liegen an wichtigen Punkten innerhalb der Großstadt und man profitiert während des Ladevorgangs von einer zweistündigen Parkmöglichkeit, welche kostenfrei ist. Der Strom muss also bezahlt werden, aber das Parken ist umsonst. Bei regulären Parkpreisen von 5-6 Euro für zwei Stunden ist dies durchaus lohnenswert. Außerdem waren die Ladesäulen nie von Elektroautos belegt.

Insgesamt funktionierte auch hier das Laden mit beiden Chips einfach und problemlos. Ebenso wurden (fast) alle angefahrenen Ladesäulen von beiden Anbietern unterstützt, weshalb ich jedem einen Punkt geben kann – 4:5.

Zwei Ärgernisse sind dennoch aufgetreten. Eine Ladesäule bei einem Rewe-Supermarkt wurde in beiden Apps als verfügbar angezeigt. Allerdings konnte man sich hier nicht mit den RFID-Chips anmelden, da es gar keinen RFID-Empfänger an der Ladesäule gab. Der Ladevorgang konnte nur per SMS gestartet werden, wozu man sich aber erst einmal hätte registrieren lassen müssen, was ich mit der Wahl der Provider ja eigentlich verhindern möchte.

Ein zweites Ärgernis lässt sich an so ziemlich jeder Ladesäule deutschlandweit beobachten. Diese werden nämlich gerne von Verbrennern zugeparkt und rauben somit insbesondere den Leuten ihre Lademöglichkeit, die von diesen abhängig sind – also vor allem Fahrern von reinen Elektroautos. Ferner werden die Anbieter der Ladesäulen um ihr Geschäftsmodell gebracht. Da der Business-Case mit Ladesäulen immer noch eher ernüchternd ist, dürfte diese Praxis auch bei den Betreibern auf wenig Gegenliebe stoßen. Hier kann das Ordungsamt in meinen Augen gerne konsequenter durchgreifen und auch mal den ein oder anderen Wagen abschleppen lassen…

Laden deutschlandweit

Ich möchte in diesem Abschnitt noch ein paar Erfahrungen zu Ladevorgängen teilen, die sicherlich nicht repräsentativ sind, aber einen schönen Querschnitt an möglichen Situationen darstellen.

Laden in Fallersleben: Kostenlos – aber nicht gelistet

In Fallersleben gibt es leider keine Ladepunkte, die von The New Motion oder PlugSurfing unterstützt werden. Also habe ich mir die App Wattfinder installiert, welche alle Ladepunkte anzeigt, die im umfangreichen Stromtankstellen Verzeichnis von GoingElectric hinterlegt sind. Es gibt verschiedene Apps, die auf dieses Verzeichnis zugreifen und eine solche gehört unbedingt zum Standardrepertoire eines jeden Elektroautomobilisten.

Über Wattfinder entdeckte ich eine Lademöglichkeit am Fallerslebener Bahnhof, welche auch noch kostenlos ist. Also Ladekabel anstecken und losladen – ohne jegliche Registrierung. Perfekt!

Wattfinder-App
Die Wattfinder-App für Android greift auf das umfangreiche Stromtankstellen Verzeichnis von GoingElectric zu.

Hier offenbart sich auch ein Nachteil der beiden Apps von PlugSurfing und The New Motion, welche kostenlose Lademöglichkeiten nicht anzeigen. Es lohnt sich daher immer auch über Wattfinder oder ähnliche Apps die Zielregion nach freien und womöglich kostenlosen Lademöglichkeiten zu durchsuchen.

Laden in Braunschweig: Typische Insellösung

Braunschweig hinkt, was öffentliche Ladeinfrastruktur angeht, der Zeit noch etwas hinterher. Es gibt zwar unter anderem vor der Zentrale von BS Energy einen wunderschönen, großzügig angelegten Ladepark, aber ohne umständlichen Registrierungsprozess darf man die Ladesäulen der Braunschweiger Stadtwerke nicht nutzen. Eine wunderbare Insellösung, die keinem weiterhilft. Die Ladesäulen der BS Energy stehen hier stellvertretend für die große Anzahl an weiteren, regionalen Anbietern, welche nicht Teil von PlugSurfing, The New Motion oder ähnlichen Providern sind.

 

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Laden in Eilenburg: Versteckte PlugSurfing-Ladesäule

Die Stadt Eilenburg ist, wie auch Fallersleben, nicht gerade mit Ladepunkten übersät. Es gibt zwar zwei Ladepunkte, die von beiden Anbietern unterstützt werden, aber ich fuhr dennoch auf Verdacht einen anderen Ladepunkt an, welchen ich über Wattfinder ausfindig gemacht hatte. Dieser lag ganz einfach deutlich näher an meinem Zielgebiet. Hier konnte ich, obwohl nicht bei PlugSurfing gelistet, mit dem PlugSurfing-Chip laden. Das PlugSurfing Symbol war hier als eine Bezahlmöglichkeit an der Ladesäule angebracht und so probierte ich mein Glück.

Bezüglich der Ladesäulen-Datenbank der Anbieter offenbart sich hier ebenfalls noch ein gewisses Verbesserungspotential. Ich habe kurz darauf den Ladepunkt an PlugSurfing gemeldet und bin gespannt, wann dieser in deren Verzeichnis auftaucht.

Der Zwischenstand nach Runde 2

Ein deutschlandweit wirklich flächendeckendes Netz bieten beide Provider derzeit noch nicht. Dafür funktioniert das Laden in Großstädten wie Hamburg einfach, schnell und unkompliziert. Insgesamt offenbaren sich aber keine großen Unterschiede zwischen beiden Kontrahenten. Ausschlaggebend für den Sieg wird daher der Kostenvergleich im dritten Teil der Serie sein.

Weiter geht es hier mit Teil 3 des Vergleichs.

5 Antworten auf „PlugSurfing vs. The New Motion – Teil 2

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  1. Ein aussagekräftiger Erlebnisbericht. Nun bin ich gespannt auf den Preisvergleich.
    Interessant wäre es auch, zum Schluss der Serie die ja ausdrücklich nicht repräsentativen Ergebnisse mit anderen Erhebungen zu vergleichen, wenn es solche gibt.

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