Probefahrt: 48h mit der Renault ZOE Z.E. 40

Für 48 Stunden konnte ich die Zoe Z.E. 40 mit der großen 41-kWh-Batterie im Alltag testen. Ein Erfahrungsbericht.

Die Zoe Z.E. 40 ist derzeit – diesseits von Tesla – das Elektroauto in Deutschland mit der größten Reichweite. Den Ampera-e zähle ich nicht mit, da dieser de facto nicht verfügbar ist. Realitätsnahe 300 km kann man mit der Zoe am Stück fahren – mehr als genug für jeden Pendler, sodass man nicht mal mehr gezwungen ist, jeden Abend laden zu müssen.

Das Design

Fangen wir zunächst mit dem Äußeren an. Die Renault Zoe basiert auf dem aktuellen Renault Clio, weshalb sie nahezu die gleichen Abmaße hat, allerdings ganze 14 cm höher aufbaut. Dies liegt an der im Unterboden verbauten Batterie, die hier ihren Tribut fordert. Dennoch wirkt die Zoe in sich stimmig und nicht künstlich hochgesetzt, wie es bspw. beim Mercedes B 250 e der Fall ist. Hilfreich war hier sicherlich die Tatsache, dass die Zoe ausschließlich als BEV geplant war und keine Verbrenner-Kompromisse eingehen muss. Es handelt sich also um ein sogenanntes „Purpose Design“.

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Ansonsten entspricht das Design dem typischen Aussehen eines Kleinwagen. Von der „kleinen“ Zoe mit der 22-kWh-Batterie lässt sich die Z.E. 40 nur an der entsprechenden Plakette am Heck unterscheiden.

Mir gefallen besonders die skulpturartigen Rückleuchten, die mich ein wenig an einen Kristall erinnern sowie die hellblauen Akzente in den Front- und Heckleuchten. Die hinteren Türgriffe sind wie beim Clio in den Seitenscheiben „versteckt“, was das Fahrzeug ein wenig nach Dreitürer ausschauen lassen soll, aber sich im Alltag als etwas unpraktisch erweist. Insgesamt wirkt das Design relativ clean und ohne unnötige Spielereien. Gefällig, aber ohne Wow-Effekt. „Zeitlos“ ist hier eine passende Beschreibung.

Das Interieur

Wie beim Ioniq ist auch der Innenraum der Zoe etwas einfach, wobei ich ihn von einer frühen „kleinen“ Zoe (Version Q210) noch etwas einfacher in Erinnerung habe. Die verwendeten, dunklen Kunststoffe erfüllen sicherlich keinen Premiumstandard, aber Renault hat sich dennoch bemüht, ein schmuckes Interieur zu entwerfen. Mir gefällt die Beifahrer-Airbag-Abdeckung mit der Prägung und den „Nadelstreifen“ ganz gut, sowie die Chrom-Umfassung der Mittelkonsole. Auch das Lenkrad fasst sich mit dem geprägten Leder gut an.

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Zwischen Fahrer und Beifahrer sitzt der typische Wählhebel für die Fahrstufen (P, R, N, D), wie bei einem Automatikfahrzeug. Davor ist ein Ablagefach mit Anschlüssen für AUX und USB platziert.

Im oberen Bereich der Mittelkonsole ist der Touchscreen (R-Link genannt) integriert. Dieser ist ausreichend groß und ausreichend gut aufgelöst und lässt sich mit etwas Eingewöhnung auch gut bedienen. Besonders spannend fand ich den „Tour-Report“, welcher Durchschnittsverbrauch, Eco-Note und weiteres anzeigt.

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Der Fahrer selbst blickt ebenfalls auf ein Display – analoge Anzeigen wurden komplett verbannt. Dieses wirkt mehr verspielt als futuristisch. Als zusätzliches Gimmick können hier verschiedene Designs eingestellt werden, die sich jedoch nur in ihrer Animation für die aktuell abgerufene Leistung unterscheiden.

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Die vorderen Sitze haben keinerlei sportliche Ambitionen, sind aber recht weich und bequem. Kleinwagensitze eben. Die Zoe ist dafür aber ein Fünfsitzer. Logisch, dass der mittlere Platz auf der Rücksitzbank keinen Luxus verspricht, aber das ist bei deutlich größeren Fahrzeugen auch nicht anders. Insgesamt sitzt man in der zweiten Reihe relativ hoch – zu hoch für einen Erwachsenen mit 1,80 m Köpergröße, da man so schon fast am Dachhimmel anstößt. Die vorderen Sitzplätze sind deutlich tiefer befestigt und ermöglichen auch den angenehmeren Blick aus dem Fenster. Für kleine Kinder wiederum kann die hohe Sitzposition durchaus auch ein positives Argument sein, da diese so besser aus dem Fenster schauen können.

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Der Kofferraum ist mit 338 Litern für einen Kleinwagen sehr groß und ziemlich tief, wobei die mitgeführten Ladekabel natürlich einen Teil wieder auffressen. Ebenfalls gut: Die Rücksitzlehne lässt sich umklappen, allerdings ist diese dann doch sehr stark geneigt und die entstandene Stufe ist so hoch, dass sich so nicht wirklich Sperriges wie bspw. ein Waschmaschine transportieren lässt. Hier ist die Batterie im Weg, welche diese hohe Stufe erfordert und auch Grund für die hohe Sitzposition in Reihe zwei ist.

Die Reichweite

Ich fuhr die Zoe auf meinem normalen Arbeitsweg mit jeweils ca. 50% Autobahn- und Landstraßenanteil. Auf der Landstraße kann man problemlos mit dem übrigen Verkehr mithalten. Auch im Berufsverkehr ist man auf der Autobahn immer schnell genug unterwegs. Allerdings fordern Geschwindigkeiten über 120 km/h dann doch ihren Tribut bei der Reichweite. Hier muss man dann schon mit einem Verbrauch von 18 bis 20 kWh auf 100 km rechnen, was die effektive Reichweite auf etwas über 200 km begrenzt. Aber auch das sind Werte, bei denen man normalerweise keine Schweißperlen auf der Stirn bekommt. Wer viel in der Stadt unterwegs ist, kann den Verbrauch auch locker auf 13 kWh je 100 km drücken, was die versprochenen 300 km ermöglicht. Ich bekam nach einer Vollladung 286 km als Anfangswert angezeigt.

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286 km Reichweite werden nach einer Vollladung initial angezeigt.

Um den Verbrauch zu reduzieren, verfügt die Zoe zusätzlich über einen Eco-Modus, bei dem die Leistung der E-Maschine und der Klimaanlage gedrosselt werden. Damit lassen sich zwar bessere Verbräuche erzielen, aber der Fahrspaß leidet enorm. Auf der Autobahn sind dann auch nur noch knapp 100 km/h möglich und insgesamt wirkt der Antritt dann doch sehr zäh. Ich sehe diese Funktion vor allem als Rettungsanker, den man wirft, wenn man weiß, dass es mit der Reichweite knapp werden könnte.

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Das Fahrerlebnis

Die Zoe ist ein sehr einfach zu fahrendes Auto. Es gibt keine Möglichkeit, die Rekuperation zu variieren, wie es beim Ioniq oder dem smart ed möglich ist.

Besonders flott ist die Zoe beim Ampelstart, bei dem man locker deutlich stärkere Verbrenner-Fahrzeuge stehen lassen kann. Das sieht man dem Fahrzeug so nicht an und sorgt gerne für Überraschungen bei den anderen Verkehrsteilnehmern.

Auf der Autobahn fühlt sich die Zoe allerdings nicht ganz so wohl. Die Höchstgeschwindigkeit ist zwar bei 135 km/h begrenzt, jedoch sind hier die Windgeräusche ziemlich präsent, da offenbar an Dämmung gespart wurde, um das Fahrzeug möglichst günstig zu machen. Des weiteren fiel mir hier das etwas schwammige Fahrwerk negativ auf.

Im Gegenzug fährt sich die Zoe aber auch absolut narrensicher und ist ausreichend komfortabel. Ein solides Alltagsfahrzeug ohne besondere Stärken, aber auch ohne nennenswerte Schwächen beim Fahrverhalten.

Insgesamt zeigt sich die Zoe aufgrund ihrer kompakten Außenmaße, der recht hohen und aufrechten Sitzposition und auch von der Motorcharakteristik her als ideales Stadtfahrzeug.

Die Lademöglichkeiten

Die Zoe ist ein Nasenlader, d.h. der Typ-2-Anschluss verbirgt sich hinter dem Renault-Rhombus. Eine DC-Ladefunktion gibt es nicht, aber dafür verfügt die Zoe Z.E. 40 serienmäßig (!) über die Möglichkeit mit bis zu 22 kW geladen zu werden. Dazu wird (wie übrigens bei allen Zoes) über die E-Maschine und den Inverter geladen, was Renault als „Chamäleon-Lader“ bezeichnet. Im Fahrbetrieb macht der Inverter aus dem Gleichstrom der Batterie Drehstrom für die E-Maschine. Beim Rekuperieren erfolgt umgekehrt die Umwandlung von Drehstrom der E-Maschine (die dann als Generator arbeitet) in Gleichstrom, womit die Batterie geladen werden kann. Beim Laden wird diese Funktion einfach ebenfalls verwendet, wodurch ein eigener On-Board-Lader entfallen kann.

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Zusammen mit dem smart ed ist die Zoe damit das einzige Fahrzeug, welches mit AC-Leistungen bis 22 kW geladen werden kann. Die kleine Zoe mit 22-kWh-Batterie erlaubt sogar AC-Ladeleistungen von bis zu 43 kW und ist damit derzeit AC-Lade-Rekordhalter. Allerdings sind die meisten Ladestationen derzeit auf 22 kW ausgelegt und nur auf und an Autobahnen gibt es gelegentlich 43-kW-AC-Ladesäulen.

Aufgrund der fehlenden DC-Ladefunktion kann die Zoe also schnellstens in 01:45 h auf 80% geladen werden. Bei längeren Etappen müssen entsprechend lange Ladestopps einkalkuliert werden. Pro Ladestunde erhält man aber immerhin um die 150 km zusätzliche Reichweite.

Die Preisgestaltung

Die Renault Zoe startet bei 22.100 Euro mit der kleinen Batterie und zusätzlicher Batteriemiete in der Ausstattungsvariante Life. Der Aufpreis für die Z.E. 40 beträgt zusätzlich 3.100 Euro, d.h. die günstigste Zoe Z.E. 40 ist ab 25.200 Euro mit Batteriemiete zu haben. Gemäß meines Preis-Checks kämen für 5 Jahre (bei 12.500 km Fahrleistung im Jahr) weitere 5.340 Euro dazu, wobei die Batteriemiete hier mit 89 Euro im Monat angesetzt ist. Bei 7.500 km Fahrleistung kostet diese nur 69 Euro, ohne Kilometerbegrenzung geht diese hoch auf 119 Euro.

Kauft man die Batterie, kostet die Zoe Z.E. 40 mindestens 33.200 Euro, was schon ziemlich viel Geld für einen Kleinwagen ist. Hier muss jeder für sich selbst rechnen, welche Variante die voraussichtlich günstigere ist.

Die höhere Ausstattungslinie Intens gibt es für 1.800 Euro Aufpreis, wobei hier nur Ausstattungsextras im Wert von 1.550 Euro hinzugegeben werden, z.B. das Comfort-Paket (+350 Euro, inkl. elektr. Fensterheber vorn/hinten, Keyless-Go) und das Easy-Paket (+500 Euro, Licht-Regensensor und Einparkhilfe). Der Aufpreis lohnt sich also nur, wenn man bestimmte Extras wie „Innenlook in blau“ (Geschmacksache), 17-Zoll-Räder (wenig sinnvoll) oder die Sitzheizung (+290 Euro, sehr sinnvoll!) benötigt. Das R-Link genannte Navi ist in jedem Fall serienmäßig.

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Nur an dieser kleinen Plakette lässt sich die Z.E. 40 von der 22-kWh-Variante äußerlich unterscheiden.

Wer günstig unterwegs sein möchte, nimmt nur das Comfort- und Easy-Paket und vielleicht noch das Digitalradio für 450 Euro und belässt es dabei. Macht dann 26.500 Euro mit zusätzlicher Batteriemiete. Wer einen kleinen Luxuswagen erhalten möchte, wählt den Intens und dazu die BOSE-Edition für 5.800 Euro, wobei hier die Z.E. 40 inkludiert ist (also der Aufpreis eigentlich nur 2.700 Euro beträgt). Diese Variante hat folgende Schmankerl zu bieten:

  • BOSE-Soundsystem (logisch)
  • Digitalradio
  • Lederausstatung in braun (sonst gibt es gar kein Leder)
  • 16-Zoll-Räder
  • Fahrersitz mit Lendenwirbelstütze

Macht dann wenigstens 29.700 Euro mit zusätzlicher Batteriemiete.

Ein Bonbon gibt es aber noch: Die Umweltprämie! Diese stockt Renault auf 5.000 Euro auf, die von allen genannten Preisen zusätzlich abgezogen werden können. Die Z.E. 40 ist somit schon knapp über 20.000 Euro zu haben. Das ist top!

Das Fazit

Die Zoe Z.E. 40 ist derzeit das Elektroauto mit dem in meinen Augen besten Preis-/Leistungsverhältnis. Man erhält ein richtig gutes Elektroauto mit genug Leistung, sehr hoher Reichweite und einem alltagstauglichen AC-Ladesystem zu einem – je nach Ausstattung – günstigem Preis. Sie bietet alles, was man im Alltag benötigt, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Und mehr Auto benötigen auch nur die wenigsten.

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Auf der anderen Seite ist die Zoe recht einfach gemacht. Bestimmte Extras wie LED-Licht sind gar nicht verfügbar, die Materialien sind teils recht einfach und gerade die große Stufe im Kofferraum sind Detailschwächen mit denen man Leben muss, aber auch gut leben kann. Mir persönlich fehlen noch ein paar emotionale Highlights, was aber eher ein subjektiver Gesamteindruck ist. Unterm Strich gibt es dennoch derzeit kaum ein besseres Elektroauto zu solch fairem Kurs.

Kleiner Tipp: Wer mit der geringeren Reichweite der 22-kWh-Zoe zufrieden ist, der sollte sich mal auf dem Gebrauchtwagenmarkt umschauen. Solche Zoes kosten derzeit nur um die 10.000 Euro (in jedem Fall mit zusätzlicher Batteriemiete) und bieten den gleichen Alltagsnutzen wie die hier vorgestellte Z.E. 40 – abgesehen von der Reichweite natürlich.

Abschließend noch meine persönliche Plus-Minus-Liste:

  • + Reichweite
  • + automatische Türverriegelung nach dem Entfernen vom Fahrzeug
  • + Rückfahrkamera (wenn auch etwas verpixelt)
  • + Leistung/Antritt absolut ausreichend
  • + kompakte Abmessungen
  • + großer Kofferraum
  • + bequemer Ein-/Ausstieg
  • + 5 Sitze
  • + serienmäßiger 22-kW-Lader
  • +/- Preis (die Zoe Z.E. 40 kann günstig sein, aber auch sehr teuer – je nach Ausstattung und jährlicher Fahrleistung)
  • – keine DC-Lademöglichkeit
  • – etwas zu hohe Sitzposition
  • – Display spiegelt zu stark, bei niedrigem Sonnenstand kann man nichts mehr erkennen
  • – hohe Windgeräusche ab 100 km/h
  • – etwas schwammiges Fahrwerk
  • – Kopffreiheit in der zweiten Reihe gering
  • – kein Xenon- oder LED-Licht verfügbar

Hinweis: Das Fahrzeug wurde mir vom Autohaus Heinzmann & Ziegler in Magstadt zur Verfügung gestellt.

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