Auf „lange“ Tour mit dem Smart ED

Unabhängig von den Erlebnissen von downtoearthhifi mit „seinem“ Smart ED fordere ich meinen Smart nun auch öfter auf längeren Strecken außerhalb des sicheren Aktionsradius rund um die heimische Steckdose.

Vor kurzem ging es am Wochenende mit dem Smart mal wieder auf eine längere Tour – abseits der täglichen Pendelstrecke zur Arbeit. Das Ziel war mein Lieblingsgetränkemarkt in Kornwestheim. Reichweitentechnisch ist die Strecke kein Problem. Die Herausforderung lag eher darin, das gesammelte Leergut eines halben Jahres transportiert zu bekommen. Aber da der kleine Smart innen ein ganz großer ist, war auch dies kein Problem, wie folgendes Foto belegt:

20180310_112443
Da soll nochmal jemand sagen, dass in den Smart nichts reinpasst…

Gerne hätte ich während des Einkaufs den Smart geladen – auch wenn es nicht notwendig war. Doch Parkplätze mit Ladesäulen sind in Deutschland immer noch die große Ausnahme. Dies ist ein Punkt, der mir grundsätzlich aufgefallen ist. Praktisch kein Ort, den ich mit dem E-Smart anfahre, verfügt über eine Lademöglichkeit – sei es auch nur eine einfache Schuko-Dose. Gerade bei Bio-Läden und Kletterhallen würde ich das erwarten, da dies auch einfach gut zum Image und Selbstbild dieser Lokationen passen würde.

Nach dem Besuch des Getränkemarkts ging es noch zum nahegelegenen Breuningerland Ludwigsburg. Auch dieses riesige Einkaufszentrum mit seinen tausenden von Parkplätzen verfügt über keine einzige Ladesäule. Wirklich ein Trauerspiel. Daher probierte ich mein Glück beim benachbarten IKEA. Doch hier waren leider alle Ladepunkte belegt: Der Typ 2 von einem Smart ED, der CHAdeMO von einen nagelneuen Nissan Leaf und der Combo-Stecker von einem i3. Auch wenn der Leaf-Fahrer anmerkte, dass er in 10 Minuten fertig wäre, sparte ich mir das warten. Nötig hatte ich es ja nicht. Ein Passat GTE kurvte inzwischen auch suchend um die Ladestation herum und konnte natürlich ebenfalls nicht laden. Der IKEA ist eben kein Geheimtipp mehr und am Wochenende natürlich bestens besucht.

Mit dem Smart nach Heilbronn – und zurück!

So ging es wieder zurück nach Hause, wo die heimische Steckdose auf Arbeit wartete. Für den selben Tag waren wir abends in Heilbronn zum Klettern verabredet. Für den Verbrenner-Mercedes wäre die Strecke nicht der Rede wert gewesen, aber ich wollte es jetzt mal mit dem Smart probieren und suchte über GoingElectric einen passenden Ladepunkt. Kaufland hat in Heilbronn (bzw. Neckarsulm) bereits einige Filialen mit ein bis zwei Ladesäulen ausgestattet. Eine davon befindet sich in ungefährer Nähe zur ladepunktfreien DAV-Kletterhalle, weshalb ich die Tour mit dem Smart wagte.

Google Maps gibt für die Strecke knapp 70 Kilometer an. Das sollte bei den halbwegs warmen Temperaturen also zu machen sein. So ging es dann auch in gemütlichem Autobahntempo (Richtgeschwindigkeit: 110 km/h) nach Heilbronn – ohne irgendwelche Probleme. Am Zielort angekommen, zeigte die SOC-Anzeige noch 30% an – ein großzügiger Puffer also.

Einer der 11kW-Ladesäulen war auch frei und so konnte ich den Smart kostenlos beim Kaufland aufladen. Die Ladesäule ist etwas merkwürdig hinter der Tankstelle platziert und als E-Auto-Fahrer kommt man sich hier ein bisschen wie ein Fremdkörper vor.

20180310_194608
Kostenlose 11kW-Ladesäule im Kaufland Neckarsulm.

Wie ich in GoingElectric zu der Ladesäule gelesen hatte, soll man zur Freischaltung eine RFID-Karte aus dem Kassenhäuschen der Tankstelle holen und dafür einen Pfand von 20 Euro hinterlegen – oder einfach eine beliebige RFID-Karte an den Leser halten. Ich probierte den einfacheren Weg und hielt meinen The-New-Motion-Schlüsselanhänger an den RFID-Leser – und nach ein paar Sekunden machte es „klack“ und der Ladepunkt war freigegeben.

Dieses Phänomen kann man häufiger bei kostenlosen Ladesäulen mit RFID-Freischaltung beobachten. Offenbar gibt es den Modus „Hauptsache RFID“ und dann ist die Ladesäule mit fast jedem RFID-Chip zufrieden und gibt bereitwillig ihren Strom her.

Während der Smart also an den 11kW nuckelte, gingen wir inzwischen klettern. Nach zwei Stunden hatten wir uns ausreichend ertüchtigt und wir gingen die Rückfahrt an. Mit vollen Akku ist die Strecke ja kein Problem!

enbw_heilbronn
Rechts das riesige Kohlekraftwerk der EnBW in Heilbronn, links die Kletterhalle. Auf dem kompletten Ausschnitt gibt es aber keine einzige Lademöglichkeit. Angesichts der zu erwartenden CO2-Bilanz vielleicht auch besser so… (Grafik auf Basis von Google Maps).

Als wir jedoch in Sindelfingen wieder angekommen waren, zeigte die SOC-Anzeige nur noch 10% Restenergie an. Wie konnte das sein? Nach Heilbronn hatte ich nur 70% verbraucht, zurück aber 90%?

Des Rätsels Lösung ist der Höhenunterschied, den man auf dieser Strecke überwinden muss. Heilbronn liegt (lt. Wikipedia) auf 157 Meter, Sindelfingen aber auf 449 Metern über Meereshöhe. Fast 300 Meter Höhenunterschied machen sich enorm bemerkbar und müssen bei der Reiseplanung unbedingt berücksichtigt werden. So wie downtoearthhifi festgestellt hat, ist der Topologie-Einfluss auf den Verbrauch nicht zu unterschätzen – kann man doch bergab viel Energie mit einem guten Wirkungsgrad zurückgewinnen, was bei einem Verbrenner nicht geht. Dadurch fällt der Höhenunterschied hier stärker ins Gewicht als bei Verbrennern, welche maximal die Schubabschaltung nutzen können.

20180310_203752
222 Kilometer an einem Tag. Dank des 22kW-Laders kein Problem.

Letztendlich war die Tour aber kein Problem, zumindest bei Temperaturen um die 10°C. Am Abend standen dann auch satte 222 Kilometer bei einem akzeptablen Durchschnittsverbrauch von 18,8 kWh/100km auf der Uhr. Meine bisher längste Tagesstrecke nach der Überführungsfahrt.

6 Antworten auf „Auf „lange“ Tour mit dem Smart ED

Add yours

  1. Hey. Schöner Bericht. Können gerne mal eine Tour machen. Wären dann halt knapp 400km an einem Tag….

    Bin mit meinen Smart mit 22kwLader öfter in Franken unterwegs… Starte von Stuttgart… Von Sindelfingen aus hast auf der Autobahn dann 5 Ladesäulen von Tank und Rast… in jede Richtung… im Abstand von ca. 40km.

    Viel Spaß noch!

    LG Jochen

    Like

    1. Hallo Jochen, vielen Dank für das Lob. Gerne können wir mal eine Tour machen – ich hatte auch schon mal über die Teilnahme einer E-Auto-Rallye nachgedacht. Wäre das auch was für dich?
      Viele Grüße
      Marcus

      Like

  2. Ein schöner Beitrag, danke dafür. Ähnliche Erfahrungen habe ich mit kleinen Akkus auch Schin gemnacht, im Smart ED und im Peugeot iON. Top Unterschiede merkt man da besonders deutlich. Selbst minimale und optisch nicht wahrnehmbare Steigungen beeinflussen den Verbrauch auf längeren Strecken deutlich, übrigens auch beim Verbrenner. Ich fahre noch überwiegend Verbrenner, ab nächstem Jahr wird sich das ändern.

    Gefällt 1 Person

Kommentar verfassen

Webseite erstellt mit WordPress.com.

Nach oben ↑