Plugsurfing vs. Shell Recharge (NewMotion): Preis-Check

Plugsurfing und Shell Recharge sind die beiden größten Roaming-Anbieter für das Laden von Elektroautos in Europa. Doch welchen der beiden sollte man wählen? Der Preis-Check klärt, welcher Anbieter unterm Strich der günstigste ist.

Plugsurfing und Shell Recharge (ehemals NewMotion) sind Ladenetzwerke, die mit den unterschiedlichen Anbietern von Ladeinfrastruktur in Europa Verträge aushandeln, damit man mit nur einem Konto an möglichst vielen Ladestationen laden kann. Sowohl bei Plugsurfing als auch bei Shell Recharge lassen sich Ladevorgänge über die entsprechende App oder per RFID-Schlüsselanhänger starten. Bei Shell Recharge gibt es alternativ auch eine klassische Ladekarte.

Ladeschlüssel und Ladenetzwerk

Bei Shell Recharge ist der Schlüsselanhänger kostenlos. Man erhält diesen nach der Registrierung. Bei Plugsurfing kostet der Schlüsselanhänger oder die Ladekarte jeweils 9,95 EUR.

Bei Shell Recharge erhält man Zugriff auf 155.000 Ladepunkte in Europa. Plugsurfing hat das Netzwerk noch weiter ausgebaut und bietet Zugriff auf 200.000 Ladepunkte (Stand: 26. Juni 2020).

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Die Ladesäulen können auch mit den Apps von Plugsurfing und Shell Recharge freigeschaltet werden.

Die Preise

Da jeder der beiden Anbieter die Preise mit den Betreibern der Ladeinfrastruktur aushandelt, sind die Tarife zwischen Plugsurfing und Shell Recharge nicht nur unterschiedlich, sondern liegen fast immer über den Preisen, die der Betreiber der Ladesäulen in seinen Ladetarifen aufruft. Der Vorteil liegt dennoch klar auf der Hand: Hat man sich einmal bei Shell Recharge oder Plugsurfing angemeldet, kann man viele Ladepunkte nutzen, ohne sich jedes Mal bei dem (regionalen) Anbieter registrieren zu müssen.

Dadurch, dass sich die Preise von Plugsurfing und Shell Recharge immer an den Preismodellen der Ladeinfrastrukturbetreiber orientieren, sind die Preise an den verschiedenen Ladepunkten der unterschiedlichen Betreiber nie gleich. Teils wird nach Kilowattstunden (kWh), teils nach Zeit und manchmal auch noch pauschal abgerechnet, wobei Shell Recharge inzwischen fast überall eine reine kWh-basierte Abrechnung anbietet. An Ladesäulen des Ladenetz-Netzwerks (wird nur von Shell Recharge unterstützt) wird sogar nach Kilowattstunden, Zeit und einer pauschalen Startgebühr abgerechnet.

Das es unzählige regionale Anbieter von Ladeinfrastruktur gibt, habe ich mich auf die fünf größten und in Deutschland und Österreich am weitesten verbreiteten, überregionalen Anbieter konzentriert, die von beiden Kontrahenten unterstützt werden:

Bei allen Ladevorgängen, die mit Shell Recharge durchgeführt werden, kommt pauschal eine Service-Gebühr von 35 Cent dazu. Diese gibt es bei Plugsurfing nicht.

Preisvergleich Plugsurfing und Shell Recharge
Shell Recharge bietet in den meisten Fällen eine kWh-basierte Abrechnung. Je nach Anbieter liegt mal Plugsurfing und mal Shell Recharge preislich vorne. (Stand: 21.07.2020)

Schauen wir uns die einzelnen Anbieter im Detail an:

Allego: Die Kilowattstunde AC ist bei Plugsurfing deutlich günstiger als bei Shell Recharge. Beim DC-Laden kommt es darauf an. Bei Plugsurfing variieren die Preise zwischen 55 Cent und 64 Cent, je nach Ladeleistung und Standort.

Fastned: Stand 21.07.2020 wird Fastned nicht von Plugsurfing unterstützt. Das kann sich allerdings jederzeit wieder ändern, da Plugsurfing die längste Zeit mit Fastned kooperiert hat.

EnBW: Obwohl EnBW inzwischen auf die Abrechnung nach Kilowattstunden umgestellt hat, rechnet Plugsurfing noch nach Minuten ab. Mit einem 11-kW-AC-Ladegerät lädt man in einer Stunde rund 11 kWh, d.h. die Kilowattstunde kostet effektiv ca. 50 Cent, was vergleichsweise teuer ist. Bei einem 22-kW-On-Bord-Lader (wie bei Renault Zoe oder Smart EQ) ist es mit Plugsurfing dafür besonders günstig, bei langsameren Ladegeräten entsprechend teuerer. Daher lohnt sich in den meisten Fällen bei AC-Ladevorgängen die fair bepreiste, kWh-basierte Abrechnung von Shell Recharge.

Beim DC-Laden ist wiederum der Preis von Shell Recharge besonders happig, aber auch die Zeitgebühr von Plugsurfing ist nicht gerade niedrig. Unterstellt man einen einstündigen Ladevorgang, kostet dieser bei Plugsurfing rund 25 Euro. Wer in der Zeit über 37 kWh nachlädt (also im Mittel mit 37 kW Ladeleistung), spart mit dem Plugsurfing-Tarif.

Innogy: Bei AC-Ladevorgängen an Innogy-Ladesäulen rufen beide Betreiber zwischen 39 und 46 Cent für die Kilowattstunde auf. Zusätzlich kommt eine Zeitkomponente hinzu, die allerdings nur bei rund einem Cent pro Minute liegt. Die Preisdifferenz ist so gering, dass es fast keine große Rolle spielt, welche Ladekarte man benutzt.

Beim DC-Laden ist der Shell-Recharge-Tarif besonders günstig. Wer allerdings mehr als 25 kWh lädt, spart mit der Session-Gebühr von Plugsurfing.

Ionity: Da Ionity keine AC-Ladesäulen betreibt, muss hier nur die Pauschale für DC-Ladevorgänge verglichen werden. Hier rechnet sich die Ladung mit Shell Recharge sofort.

Smatrics: Aktuell unterstütz Plugsurfing nicht das Laden an Smatrics-Stationen.

Allerdings kann es dennoch bei regionalen Anbietern zu Preisunterschieden kommen. Das muss – leider – jeder für seine Region oder Stadt separat prüfen.

Audi e-tron an Ionity-Ladesäulen
An Ionity-Ladesäulen kostet das Laden mit den beiden Roaming-Anbietern mindestens 77 Cent je Kilowattstunde.

Alternativen

Wie schon in meinen zahlreichen Artikeln zu Ladetarifen beschrieben, gibt es drei große Anbieter in Deutschland, die transparent und fair nach Kilowattstunden abrechnen und hier einheitliche Preise verlangen. Diese wären:

Große EU-Roaming-Verbünde sind auch:

Fazit

Mit den verschiedenen Preisanpassungen von Shell Recharge und Plugsurfing gibt es kein eindeutiges Urteil, welches Anbieter günstiger ist. Der Vorteil von Shell Recharge ist, dass man hier auch auch Zugang zum Ladenetz-Netzwerk erhält, welches bei Plugsurfing nicht integriert ist. Daher lohnt sich Shell Recharge zumindest als Back-Up-Ladezugang allemal. In den meisten Fällen kommt man jedoch mit Maingau Energie EinfachStromLaden, eins E-Mobil oder EnBW mobility+ günstiger weg.

Update – 21.07.2020

Die Preise ändern sich derzeit wie die Wasserstandsmeldung. Daher die Preisübersicht ein weiteres Mal aktualisiert.

Update – 26.06.2020

Anzahl der Ladepunkte von Plugsurfing aktualisiert.

Update – 22.06.2020

Die Preise wurden aktualisiert und der Text entsprechend angepasst. NewMotion komplett in Shell Recharge umbenannt.

Update – 23.10.2019

Aus NewMotion ist inzwischen Shell Recharge geworden. Mehr zu den Hintergründen erfahrt ihr hier. Die Preise haben sich deswegen allerdings nicht geändert. Der Titel des Beitrags wurde entsprechend aktualisiert.

Die Anzahl der Ladepunkte wurde ebenfalls aktualisiert und bei NewMotion / Shell Recharge von 100.000 auf 125.000 erhöht.

Weiterführende Links:

 

4 Antworten auf „Plugsurfing vs. Shell Recharge (NewMotion): Preis-Check

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  1. Frage: es sollen 2 Fahrzeuge mit dem go echarger geladen werden. Das eine Fahrzeug kann mit Maximal 3,7 kW geladen werden, das andere mit 7,4 kW. Kann man nun beide mit einem Ladekabel 32A laden? Oder verhindert die Codierung das?

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    1. Beide Fahrzeuge können mit dem gleichen Ladekabel geladen werden. Der Bemessungsstrom muss nur immer größer oder gleich dem Ladestrom des Fahrzeugs sein. Beim ersten sind es 16 A (3,7 kW), beim zweiten 32 A (7,4 kW). In beiden Fällen wäre das 32A-Kabel also ausreichend dimensioniert.

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