Mein zweites, batteriebetriebenes Spielzeug

Seit ein paar Wochen bin ich nun vollelektrisch unterwegs: Neben dem smart fortwo electric drive von 2013 gesellt sich ein nagelneuer BMW i3s an meine Ladestation. Wie es zu dem Auto kam  und wie meine ersten Touren mit dem Elektro-BMW verliefen, schildere ich diesem Blogartikel.

Nach den vielen, spannenden Erlebnissen mit dem kleinen E-Smart (Dänemark-Roadtrip, 12-Stunden-Rennen, usw.) war für mich klar, dass ich mittelfristig komplett auf Elektroautos umsteigen möchte. Wenn es mal schnell gehen musste, griff ich auf meinen tollen, aber eben auch spritschluckenden Mercedes SLK (Baujahr 2001) zurück. Ein natürlich unhaltbarer Zustand! 😉

Ebenfalls war klar, dass ich kein Fahrzeug kaufen würde. Der Neupreis der  langstreckentauglicheren E-Autos ist dafür schlichtweg zu hoch. Also schaute ich mir seit Anfang des Jahres regelmäßig Leasingangebote der verschiedenen Hersteller an.

BMW i3s an Fastned Ladestation
In der s-Version kommt der i3 etwas stämmiger daher.

Warum der BMW?

Zunächst einmal stellte ich mir die Frage, welche Elektroautos überhaupt in Frage kommen würden:

  • Renault Zoe Z.E. 40: Ein toller Kleinwagen, aber nur bedingt autobahntauglich. Leider auch ohne Schnelllladefunktion per CCS.
  • VW e-Golf: Ebenfalls ein alltagstauglicher Kompaktwagen, allerdings mit etwas langsamer Schnellladefunktion und aufgrund der fehlenden Batteriekühlung mit Rapidgate-Potential. Und meiner völlig subjektiven Meinung nach ist der Golf auch einfach etwas langweilig.
  • Nissan Leaf: Der Leaf ist komfortabel, gut ausgestattet und bietet viel Platz. Aber auch hier nervt das Rapidgate-Thema und der einphasige On-Board-Lader mit 6,6 kW.
  • Hyundai Ioniq: Eines meiner favorisierten Elektroautos. Tolles Fahrverhalten, top Ausstattung, hohe Effizienz und schnelles CCS-Laden (besonders vor dem Facelift). Da mir auch ds Design des Autos sehr gut gefällt, kam dieser in die engere Auswahl.
  • Hyundai Kona / Kia e-Niro: Beides gelungene, langstreckentaugliche Autos mit viel Platz, Leistung und Reichweite. Leider praktisch nicht lieferbar und preislich etwas zu weit weg.
  • Tesla Model 3: Das Model 3 eben. Hat alles, was das Elektroautofahrerherz begehrt, nur preislich eben völlig out-of-range und Leasing spielt bei Tesla nur eine untergeordnete Rolle.
  • BMW i3: Der i3 fällt auf (und polarisiert), ist technisch auch im Jahr 2019 eines der innovativsten Fahrzeuge, hat viel Leistung, eine alltagstaugliche Reichweite und – besonders wichtig – lädt dank Batteriekühlung ordentlich mit 50 kW über CCS und am Drehstrom mit 11 kW. Der Kaufpreis ist natürlich extrem hoch, die Leasingraten sind jedoch durchaus interessant.

Summa summarum stellte der BMW den besten Kompromiss aus Preis und Leistung dar – zumindest, wenn man die Leasingraten vergleicht.

Kostencheck

Seit Anfang des Jahres erschienen immer mal wieder attraktive Leasingangebote für den BMW i3s. Offenbar wird der i3 derzeit gezielt in den Markt gedrückt, möglicherweise um den Flottenverbrauch zu reduzieren. Dabei hat BMW vor allem Firmenkunden im Visier. Es tauchten daher regelmäßig Angebote für vorkonfigurierte BMW i3s mit Businesspaket auf, die innerhalb kürzester Zeit vergriffen waren. Viele dieser Angebote richteten sich allerdings an Fuhrparkbetreiber mit mehr als 10 Fahrzeugen. Als Einzelperson erhielt man deutlich schlechtere Konditionen. Ebenfalls auffällig: Bei den vorkonfigurierten Angeboten fehlten teils wichtige Extras wie die Wärmepumpe. Jeder E-Auto-Fahrer weiß, dass diese vor allem bei mittleren Temperaturen um die 5 bis 15 Grad das Heizen deutlich effizienter macht und somit der Reichweitenverlust geringer ausfällt. Und da wir diese Temperaturen nun einmal häufig in Deutschland haben, lohnt sich dieses Extra besonders.

BMW i3s Schriftzug
Der Schriftzug des BMW i3s. Ob man das „s“ unbedingt braucht, sei dahingestellt.

Braucht man den „s“? Nicht unbedingt. Die 10 kW mehr Leistung spürt man kaum, ebenfalls ist die etwas höhere Endgeschwindigkeit (160 anstatt 150 km/h) auch eher Nebensache. Der Verbrauch soll beim i3s eine gute Kilowattstunde höher liegen. Es spricht also vieles für den „normalen“ i3. Optisch gefällt der i3s mir deutlich besser, da er nicht ganz so hochbeinig daherkommt. Geschmackssache.

Meine Theorie, warum BMW vor allem den i3s an die (Firmen-)Kunden bringen möchte: In der Produktion dürfte der BMW i3s nur wenige Euro mehr kosten als der i3. Die Technik (Batterie, E-Maschine, etc.) ist identisch und die Mehrleistung ist eine reine Softwareprogrammierung. Die Optik-Teile dürften in der Herstellung ebenfalls nur minimal mehr kosten. Dennoch schlägt das Upgrade auf den i3s laut Preisliste mit 3.600 EUR zu Buche. Das bedeutet eine satte Marge für BMW, so man denn den Wagen direkt kauft.

Also bietet BMW nun den vermeintlich wertvolleren i3s zum Leasing an. Die tatsächlichen Mehrkosten sind für BMW gering, der suggerierte Preisvorteil fällt dadurch aber höher aus.

Letztlich wurde ich bei einem limiterten Angebot von eleese.jetzt fündig: Den BMW i3s gab es mit 10.000 km im Jahr ab 399 EUR im Monat und ohne Anzahlung. Besonders praktisch: Das Fahrzeug konnte hier auch umkonfiguriert werden. Wunschfarbe und zusätzliche Extras waren kein Problem.

BMW i3s am Ionity-HPC
Nicht jedem gefällt die Optik des i3. In der Farbkombination, wie ich sie jetzt habe, finde ich den i3 aber wirklich klasse und er gefällt mir von Tag zu Tag besser.

Über zwei Jahre gerechnet ist der i3 meinen Berechnungen nach voraussichtlich sogar teurer als der SLK, der nur noch einen geringen jährlichen Wertverlust aufweist. Allerdings ist der i3 eben ein Neuwagen mit allen entsprechenden Annehmlichkeiten und – ganz wichtig – vollelektrisch. Für die zwei Jahre Leasingdauer ist keine Inspektion notwendig und das Risiko eines unplanmäßigen Werkstattaufenthalts ist verschwindend gering. Da sich die progonstizierte Preisdifferenz unterm Strich in einem für mich vertretbaren Rahmen hielt, schlug ich bei diesem Angebot zu.

Bochum – Stuttgart: Die erste Tour

Nach fast vier Monaten Wartezeit war es endlich soweit: Der melbourne-rote BMW i3s stand in Bochum (dem Sitz der Leasinggesellschaft) zur Abholung bereit. Die erste Fahrt war daher auch gleichzeitig ein erster 450 km langer Langstreckentest. Im Jahr 2019 ist diese Distanz allerdings auch ziemlich unspektakulär. Bei zügig gefahrenen und trotzdem sicheren 200 Kilometern Reichweite und der inzwischen ausreichend guten Abdeckung von 50-kW-Ladestationen entlang den Autobahnen kann man sich tatsächlich die Perlen unter den Ladestationen herauspicken. In meinem Fall war das natürlich auch die Fastned-Station in Limburg an der Lahn. Seitdem es hier eine L’Osteria gibt, braucht man für die Ladeweile nicht mehr weit zu laufen und kann auf der Terrasse – mit Ausblick auf die Elektroautos – Pizza, Pasta und guten Kaffee genießen. Klassische Win-Win-Situation. Neben einer Tankstelle wäre dies ob des Gestanks und des Lärms undenkbar.

 

BMW i3s bei Fastned in Limburg an der Lahn
Ladeweile mit Ausblick: Neben der Fastned-Station in Limburg gibt es seit kurzem einen Italiener.

Mit etwas zurückhaltenderem Stromfuß und unter Berücksichtigung der streckentechnisch idealsten Ladestationen hätte ich die Strecke auch mit nur einem Ladestopp schaffen können. Aber da ich mit dem Smart oft genug auf der rechten Spur hinter LKWs her geschlichen bin, fuhr ich doch etwas zügiger und konnte dadurch problemlos im Verkehr mitschwimmen. Bei Reisegeschwindigkeiten zwischen 120 und 130 km/h ist man definitiv kein Verkehrshindernis mehr. Und fürs Protokoll: Der i3s schafft die angegebene Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h völlig problemlos.

Den zweiten Stopp legte ich dann am High-Power-Charger von Ionity in Bruchsal ein. Auch hier galt wieder: Wenn man schon CCS nutzen kann, dann richtig!

Der i3 im Alltag

Nach guten vier Wochen habe ich mit dem Auto bereits über 2.500 km zurückgelegt. Dank der vielen neuen CCS-Ladestationen stellen längere Strecken kein Problem mehr dar. Das Reisen wird deutlich entspannter und erfordert viel weniger bis gar keinen Planungsaufwand mehr. Obwohl ich die Leistung des BMWs auch gerne mal ausnutze und auch mal mit Vollstrom über die Autobahn fahre, habe ich über die bisher gefahrene Strecke einen Verbrauch von unter 17 kWh auf 100 Kilometern. Das ist absolut zufriedenstellend. Spannend wird natürlich noch, wie sich der Verbrauch im Winter entwickelt, aber hier dürfte die bereits erwähnte Wärmepumpe ihre Wirkung zeigen. Die Heißluft-Heizung des Smarts ist wirkungsgradtechnisch deutlich unterlegen.

BMW i3s am HPC von EnbW in Seligweiler
Moderne Ladeparks wie in Seligweiler bei Ulm machen das Reisen mit dem Elektroauto deutlich entspannter.

Unterm Strich überzeugt der BMW mit ordentlich Leistung, toller Straßenlage, einem gut gedämmten Innenraum, ausreichend Platz und modernen Infotainment. Der maximale Ladestrom (120 A) liegt beim Schnellladen bis über 90% des Batterieladezustands an. So können gute 200 Kilometer in ca. 45 Minuten nachgeladen werden. Mit einem Ladestopp hat man also einen Aktionsradius von 400 bis 450 Kilometern, was für meine üblichen Fahrten völlig ausreichend ist.

Der BMW ist auch im Jahr 2019 ein modernes und überzeugendes Elektroauto, bei dem die Entwickler viel richtig gemacht haben. Schade nur, dass BMW das Potential des Autos nicht erkannt hat und der i3 ohne direkten Nachfolger bleibt. Ich für meinen Teil freue mich allerdings noch auf viele weiteren Touren mit diesem tollen Auto!

Weiterführende Links:

6 Antworten auf „Mein zweites, batteriebetriebenes Spielzeug

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  1. Viel Spass mit dem i3s. Der war lange auch bei mir auf der Liste. Bis April 2019 hatte ich einen i3 REX der ersten Generation. 3 Jahre im Leasing, 15’000 km p.a.
    Mit dem Auftauchen des Bolt und des Kona habe ich die beiden dann auf meine „watchlist“ gesetzt. Nach einer Probefahrt im Oktober 2018 mit dem Bolt und dem Kona war sofort klar. Der Kona ist es. Von Oktober bis Ende April waren es 7 Monate. Aber die Monate des Wartens haben sich gelohnt. Definitiv will ich jetzt nicht mehr zurück zum i3. Das Konzept war 2012/2013 super. Ist aber inzwischen nach meiner Meinung nicht mehr zeitgemäss, insbesondere was die gebotene Reichweite für den verlangten Preis ausmacht. Aber im Leasing mag das gehen. Pass auf: 10’000 km im Jahr sind schnell weg, insbesondere wenn das Fahren Spass macht. Und das tut es im i3.

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    1. Hallo Jürgen, vielen Dank für dein Kommentar. Ich habe bei meiner Kostenrechnung ebenfalls bereits mit eher 12t km gerechnet. Ist dann aber immer noch i.O., da die Mehrkilometer relativ günstig sind.

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  2. Super, ich fand den i3 auch schon immer klasse.
    Ich suche momentan nach einer Elektro Familienkutsche (2 Erw, 2 Kinder). Leider finde ich da nicht sonderlich viel. Falls du einen Tipp hast, immer her damit!

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    1. Hallo Stefan,
      im bezahlbaren Bereich gibt es da aktuell eigentlich nur den Kia e-Niro, evtl. noch den Nissan Leaf+, Hyundai Ioniq oder eben ab nächstem Jahr der VW ID.3. Wenn es etwas mehr sein darf, dann ist sicherlich der Audi e-tron oder das Tesla Model X ein perfekter Reisebegleiter für die Familie 🙂

      Viele Grüße
      Marcus

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    2. Hallo Stefan
      e-Niro ist etwas länger (20 cm) als das Schwestermodel Kona electric. Bin im Kona gerade mit 4 Erwachsenen Zürich Stuttgart Ulm Konstanz Zürich gefahren (2 Tagesausflug). Ebenso mit 4 Erwachsenen Zürich – Engadin via Chur -Julierpass nach Pontresina. Weiter über Maloja Chiavenna – Comer See – Lugano nach Ascona. Zurück über den Gotthard Pass (4 Tages Ausflug). Ging gut – wir hatten sogar noch einen faltbaren Rollator dabei.
      Schau Dir mal e-Niro und Kona electric an. Den Bolt hatten wir auch in die engere Wahl gezogen, dann ist er aber schnell aus den Traktanden gefallen. M.E. veraltete Technik, fehlendes Navi, unbequeme Rücksitze, …
      Nach 8’300 km im Kona von Ende April bis jetzt (Anfang Oktober) liege ich über die ganze Strecke bei 12.7 kWh/100km. Und auf deutschen Autobahnen ist erst bei 178 km/h Tachoanzeige Schluss. Aber deutsche Autobahnen sind in der zivilisierten Welt eh ein Exotikum und nur für Euren Verkehrsminister Scheuer der Ausfluss des gesunden Menschenverstands.
      Probiert das mit 178 km/h nie in der Schweiz. Hier würde das Fahrzeug eingezogen und versteigert.

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