Diesel vs. Elektro – Was ist günstiger?

Seit November 2017 fahre ich einen smart fortwo electric drive. Dieser hat den Diesel-Kleinwagen Peugeot 207 abgelöst. Doch lohnt sich der Wechsel überhaupt? Schließlich gelten Elektroautos gemeinhin als viel zu teuer. Zeit, um eine Zwischenbilanz zu ziehen und einmal genau nachzurechnen.

Als kleinen Einstieg und um die Hintergründe des Fahrzeugkaufs und -verkaufs zu verstehen, empfehle ich zunächst die folgenden Artikel:

Jetzt fahre ich den kleinen Elektroflitzer bereits eineinhalb Jahre. Die Touren wurden immer länger (sogar bis nach Dänemark) und das Auto immer normaler. Das Dieseltanken vermisse ich nicht wirklich. Ab und zu wäre allerdings der große Kofferraum des Peugeots ganz praktisch. Wenn es dann mal in den Skiurlaub geht, muss eben ein Mietwagen her, die ich bisher allerdings nur zwei Mal mieten musste.

Aber kommen wir zu den Kosten, dem eigentlichen Thema dieses Artikels. Die folgenden Punkte habe ich dabei betrachtet:

  • Fixkosten (Steuer, Versicherung, Batteriemiete)
  • Wartung
  • Kraftstoff und Stromkosten
  • Optional: Wertverlust

Dabei habe ich alle Werte auf Basis von 15.000 km jährlicher Fahrleistung berechnet. Die weiteren Annahmen und Berechnungsmethoden erläutere ich in den jeweiligen Abschnitten.

Fixkosten: Das kostet das Auto pro Jahr – egal, ob es fährt oder nicht

Der erste Punkt ist die Kfz-Steuer, die jährlich abgebucht wird. Für den Peugeot fielen dabei 247 EUR pro Jahr an. Der Smart ist bis Ende 2022 steuerbefreit und kann somit einen ersten Kostenvorsprung erarbeiten. Ab 2023 würden 33 EUR Steuern anfallen, was weiterhin enorm wenig ist.

Für die Berechnung der Versicherung habe ich jeweils ein Vergleichsangebot mit gleichen Randbedingungen bei meiner aktuellen Kfz-Versicherung erstellt, um eine Vergleichbarkeit zu ermöglichen:

  • Versicherung: HUK24
  • Angebot für 2019
  • 15.000 km/Jahr
  • HP + TK ohne SB
  • SF10
  • Kasko Select

Auch hier kann der Smart seinen Vorsprung weiter ausbauen und spart weitere 130 EUR gegenüber dem 207.

Da ich den Smart allerdings mit Miet- anstatt mit der Kaufbatterie erworben habe, muss die monatliche Batteriemiete hinzuaddiert werden. Diese liegt bei 65 EUR. Auf der anderen Seite habe ich damit weiterhin eine Garantie, falls die Batterie ausfallen sollte. Das wäre schließlich ein wirtschaftlicher Totalschaden. Zur Zeit weist die Batterie eine Restkapazität von ca. 91% auf. Eine Mindestkapazität von 80% werden garantiert. Daher zahle ich die Battermiete gerne weiter. Im Gegenzug konnte ich ja auch ein paar Tausend Euro beim Fahrzeugkauf sparen.

Fixkosten Peugeot 207 HDi smart fortwo ed
Steuer: 247,00 € 0,00 €
Versicherung: 362,75 € 229,34 €
Batteriemiete: 0,00 € 780,00 € (=12x 65,00 €)
Summe: 609,75 € 1.009,34 €

 

Damit liegt der Smart zunächst knappe 400 EUR hinten. Diese müssen also erst einmal wieder eingefahren werden.

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Da soll nochmal jemand sagen, dass in den Smart nichts reinpasst…

Wartung: Hier schlägt die Stunde des E-Smarts

Der Peugeot musste alle 20.000 km zur Inspektion. Diese wurde immer bei einem Peugeot-Vertragspartner durchgeführt. Über die 180.000 km, die der Peugeot gefahren wurde, fielen insgesamt 3.750 EUR Inspektionskosten an. Diese habe ich auf die 15.000 km heruntergebrochen.

Zusätzlich muss noch das Motoröl berücksichtigt werden. Peugeot verlangt hier für einen Liter Öl unverschämte 21 EUR. Hier lässt sich viel Geld sparen, wenn man das gleiche Motoröl online kauft. Durchschnittlicher Literpreis: 5,26 EUR. Bei jeder Wartung mussten 3,75 Liter Öl gewechselt werden. Durch den Onlinekauf ließen sich so fast 60 EUR bei jeder Inspektion sparen. Da Der Ölwechsel ebenfalls nur alle 20.000 km ansteht, habe ich auch hier die jährlichen Kosten auf 15 tkm heruntergebrochen. Macht im Falle des 207 noch 14,79 EUR. Damit ist der Kostenpunkt Motoröl – zumindest bei diesem Fahrzeug mit kleinen Motorölvolumen und günstigen Onlinepreisen – fast vernachlässigbar.

Beim Smart entfällt das Motoröl natürlich. Bisher hatte ich nur eine Inspektion, die mit 129,72 EUR zu Buche schlug. Da es aber auch so nicht viel zu tauschen gibt, habe ich hier diesen Wert angenommen. Der Smart muss ein Mal im Jahr oder alle 20 tkm zur Inspektion.

Zusätzliche Reparaturen habe ich beim Peugeot nicht eingerechnet. Tatsächlich war das Fahrzeug äußerst zuverlässig. Es mussten nur der Auspuffhalter ein, zwei Male geschweißt und die Dichtungen der Einspritzdüsen ausgetauscht werden. Über die Laufzeit hat der Peugeot auch neue Bremsscheiben und -beläge erhalten. Da dieser Kostenpunkt aber genauso beim Smart früher oder später auftreten kann, habe ich diesen Punkt hier nicht betrachtet. Für einen Diesel mit 180 tkm auf der Uhr waren die Reparaturkosten also sehr gering.

Wartung Peugeot 207 HDi smart fortwo ed
Inspektion: 311,03 € 129,72 €
Motoröl: 14,79 € 0,00 €
Summe: 325,82 € 129,72 €

 

Durch die günstigen Wartungskosten holt der Smart also fast 200 EUR auf.

Energiekosten: Das kosten Strom und Diesel pro Jahr

Da ich beim Peugeot sehr detailliert über Spritmonitor buch geführt habe, lassen sich die Kraftstoffkosten sehr genau nachvollziehen. Im Durchschnitt verbrauchte der Peugeot 5,5 Liter Diesel auf 100 km über die 180 tkm.

Für den Zeitraum von 2015 bis 2017 lag der durschnittliche Dieselpreis, zu dem der Wagen getankt wurde, bei niedrigen 1,10 EUR pro Liter. Setzt man den 2019er Dieselpreis an, müssen 1,26 EUR pro Liter bezahlt werden.

Im Zeitraum von 2015 bis 2017 kosteten 100 km also 6,05 EUR. Gerechnet mit aktuellen Dieselpreisen kletter der Betrag schon auf 6,93 EUR. Ob der Dieselpreis noch einmal auf das Niveau von 2015 bis 2017 fällt, ist fraglich. Für die weitere Betrachtung habe ich daher mit beiden Dieselpreisen gerechnet.

Erster Ladestopp
Das Laden unterwegs ist oft noch kostenlos – auch wenn die Preise in den letzten Monaten teils deutlich anstiegen.

Beim Smart ist eine exakte Dokumentation der Stromkosten etwas schwierig. Daher habe ich die Berechnung vereinfacht und keine externen Ladungen einberechnet, die ich gerade auf längere Strecken meist kostenlos durchführen konnte (Fahrten nach Karlsruhe, Heilbronn, Ingolstadt und Dänemark waren komplett kostenlos). Auch Sonderaktionen, wie die von Telekom Ladestrom oder EnBW blieben unberücksichtigt. Stattdessen habe ich den durchschnittlichen Stromverbrauch mit 18 kWh auf 100 km angesetzt und mit dem allgemeinen Strompreis unseres Hauses verrechnet. Dieser liegt bei sehr günstigen 22 Cent je Kilowattstunde. Damit kosten 100 km genau 3,96 EUR.

Energiekosten Peugeot 207 HDi smart fortwo ed
Energiekosten 2015-2017: 1,10 € / l 0,22 € / kWh
Energiekosten 2019: 1,29 € / l 0,22 € / kWh
Verbrauch: 5,5 l / 100 km 18,0 kWh / 100 km
Summe 2015-2017: 907,50 € 594,00 €
Summe 2019: 1.036,20 € 594,00 €

 

Aufgrund der günstigen (und stabilen) Kosten auf 100 Kilometer kann der Smart, je nach betrachtetem Zeitraum, weitere 300 bis 400 EUR im Jahr aufholen.

Wertverlust: Die große Unbekannte

Da der Wertverlust eines Fahrzeugs von vielen Randbedingungen abhängt, habe ich diesen Punkt in der finalen Auswertung separat mit einbezogen. Aber schauen wir uns die Fakten an.

Der Peugeot 207 wurde 2008 für 14.512 EUR gekauft. Im Februar letzten Jahres wurde der Wagen für 1.729 EUR verkauft. Angesichts der anstehenden Reparaturen (Dieselpartikelfilter, Kupplung, Zahnriemen) ein absolut akzeptabler Wert.

Über die 10 Jahre Haltedauer hat der kleine Peugeot also 12.783 EUR an Wert verloren: Macht 1.278,30 EUR pro Jahr. Das ist ebenfalls ziemlich wenig! Der Wertverlust macht – gerade bei Neufahrzeugen – den größten Kostenpunkt in den ersten Jahren aus. Außerdem gilt natürlich: Je höher der Anschaffungspreis, desto höher ist auch der absolute Wertverlust eines Fahrzeugs. 12.000 EUR verliert eine S-Klasse bereits, wenn sie vom Hof des Händlers rollt.

peugeot_207
Im Februar 2018 wurde der Diesel-Peugeot verkauft.

Schauen wir uns den Wertverlust des Smarts an. Diesen habe ich für 10.762 EUR mit Batteriemiete und 22kW-On-Board-Ladegerät bei einer Daimler Niederlassung inkl. 2 Jahren Gebrauchtwagengarantie gekauft. Konservativ geschätzt dürfte der Smart heute noch mindestens 9.000 EUR erlösen (abgeschätzt über mobile.de), da der 22kW-On-Board-Lader weiterhin sehr selten und die Nachfrage nach gebrauchten Elektroautos stabil hoch ist. Macht, abgeschrieben über 1,5 Jahre, 1.174,67 EUR.

Der derzeitige, jährliche Wertverlust ist also ungefähr auf dem Niveau des Peugeot. Der Vergleich hinkt natürlich ein Stück weit: Der Peugeot wurde als Neufahrzeug gekauft. Als EURO-4-Diesel in der Region Stuttgart wäre er heute praktisch nichts mehr wert und hat damit natürlich ungünstigere Randbedingungen. Der Smart wiederum hatte damals (2013) einen Neupreis von 28.000 EUR! Aufgrund des enormen, initialen Wertverlusts konnte (und wollte) ich mir den Wagen natürlich erst leisten.

Für mich persönlich gilt allerdings der Anschaffungspreis im Vergleich zum Verkaufspreis. Und hier ist der Smart (nach aktuellem Stand) etwa 100 EUR pro Jahr günstiger. Dieser Betrag ist natürlich mit einem großem Fragezeichen zu versehen.

Wertverlust Peugeot 207 HDi smart fortwo ed
Kaufpreis: 14.512 € 10.762 €
Verkaufspreis: 1.729 € 9.000 € (geschätzt)
Abschreibungszeitraum: 10 Jahre 1,5 Jahre
Summe: 1.278,30 € 1.174,67 €

Unterm Strich…

…ergeben sich folgende Einsparungen beim Betrieb des Elektro-Smart im Vergleich zum Diesel-Peugeot:

Betrachtete Kosten Peugeot 207 HDi smart fortwo ed Einsparung
Jährliche Kosten:

(ohne Wertverlust,

Dieselpreis 2015 bis 2017)

1.843,07 € 1.733,06 € 110,01 €
Jährliche Kosten:

(ohne Wertverlust,

Dieselpreis 2019)

1.971,77 € 1.733,06 € 238,71 €
Jährliche Kosten:

(mit Wertverlust,

Dieselpreis 2019)

3.250,07 € 2.907,73 € 342,35 €
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E-Auto-Fahren ist günstig und macht Spaß!

Je nach Betrachtungsweise ergibt sich also eine jährliche Einsparung zwischen 100 EUR und 350 EUR. Das ist natürlich nicht die Welt, insbesondere, da der Smart ein ganze Klasse unterhalb des Peugeots anzusiedeln ist. Allerdings war der Peugeot eben auch äußerst günstig im Unterhalt und Verbrauch – und damit ein harter „Gegner“. Bei größere Fahrzeugen, beispielsweise der Golf-Klasse, dürften die Unterschiede noch größer ausfallen. Von der Oberklasse ganz zu schweigen.

Diese Rechnung kann nun jeder für sich selbst aufstellen. Viel Geld lässt sich durch den Gebrauchtwagenkauf sparen, was aber sowohl für Verbrenner genauso wie für Elektroautos zutrifft. Diesel sind gebraucht derzeit aufgrund der Stickoxid-Debatte extrem günstig, während Elektroautos teils steigende Gebrauchtwagenpreise verzeichnen, da ein geringes Angebot auf eine vergleichsweise hohe Nachfrage trifft.

Für mich persönlich hat sich der Umstieg aber nicht nur finanziell gelohnt. Der Smart macht beim Fahren einfach viel mehr Spaß, hat meinen Erfahrungsschatz deutlich erweitert und sorgt nebenbei für bessere Luft und weniger Lärm in unseren Städten.

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