Der kleine Ladekabel-Ratgeber

Ohne das passende Ladekabel kommt man mit einem Elektroauto nicht weit. Doch nach welchen Kriterien soll man seine Wahl treffen? Dieser kleine Ratgeber hilft bei der Auswahl des richtigen Ladekabels.

Wobei ich hierfür zunächst das Wort Ladekabel genauer definieren möchte. Gemeint sind dabei sogenannte Mode-3-Ladekabel. Diese dienen dazu, ein Elektrofahrzeug mit einer Ladesäule oder einer Wallbox zu verbinden. Sie enthalten selber keinerlei Intelligenz. In den Steckern ist jedoch jeweils eine leistungsabhängige Codierung in Form eines Widerstands verbaut, wodurch die Ladeinfrastruktur und das Ladegerät des Fahrzeugs den maximal zulässigen Ladestrom einstellen. Womit wir schon zur ersten Frage kommen.

Auf welche Leistung soll ich das Ladekabel auslegen?

Im Gegensatz zur heimischen Wallbox, die ich immer auf die maximal mögliche Anschlussleistung auslegen würde, empfehle ich bei Ladekabeln, diese gezielt auf die AC-Ladeleistung des Fahrzeugs abzustimmen. Die Wallbox ist schließlich vergleichsweise teuer und soll daher über viele Jahre die maximale Ladeleistung zur Verfügung stellen – unabhängig vom angeschlossenen Fahrzeug. Das Ladekabel hingegen ist deutlich günstiger und gehört praktisch zum Auto dazu.

Ein übermäßig schweres und teures Kabel zu kaufen, lohnt sich daher nicht. Entsprechend reicht bei einphasig-ladenden Fahrzeugen ein einphasiges Kabel, bei dreiphasig-ladenden Fahrzeugen sollte es ein dreiphasiges Kabel sein. Die Strombelastbarkeit des Kabels wählt man analog zum maximalen Strom des On-Board-Ladegeräts. Einige typische Ladeleistungen und dazu passende Ladekabel habe ich hier aufgelistet:

On-Board-Lader Passendes Ladekabel
Leistung Phasen Strom Phasen Strom
3,7 kW 1 16 A 1 16 A / 20 A
4,6 kW 1 20 A 1 20 A
6,6 kW 1 30 A 1 32 A
7,4 kW 1 32 A 1 32 A
7,4 kW 2 16 A 3 16 A / 20 A
11 kW 3 16 A 3 16 A / 20 A
22 kW 3 32 A 3 32 A
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Bei Fahrzeugen, die ihren Ladeanschluss links haben, lohnt sich etwas mehr Kabellänge. In dieser Situation wäre außerdem ein spiralförmiges Kabel unpraktisch, dass es hier den Lack zerkratzen könnte.

Welche Kabellänge soll ich wählen?

Zunächst sollte man unterscheiden, ob man das Ladekabel für den Heimgebrauch kauft oder um unterwegs oder außerhalb der heimischen Garage zu Laden. Für den Heimgebrauch sollte das Ladekabel so kurz wie möglich sein, um die Leitungsverluste gering zu halten und die Handhabung zu vereinfachen.

Für das Laden unterwegs sieht das ganze schon anders aus. Hier gilt es auch bei ungünstigen Situationen ein ausreichend langes Ladekabel dabei zu haben, um an die Ladesäule zu gelangen. Nicht immer stehen diese ideal oder sind schlichtweg zugeparkt. Für die Auswahl einer geeigneten Mindestlänge des Ladekabels hilft folgende Faustformel:

Fahrzeuglänge + Fahrzeugbreite = Mindestlänge des Ladekabels

Somit ist sichergestellt, dass man das Ladekabel auch einmal um das Fahrzeug herumlegen kann, falls dies erforderlich ist. Insbesondere bei Autos, die ihren Ladeanschluss auf der linken Fahrzeugseite haben, gilt es eher noch einen kleinen Aufschlag einzukalkulieren, da nicht wenige Ladesäulen am rechten Fahrbahnrand stehen und diese so beim Längsparken schwerer zu erreichen sind.

Bei einem Tesla würde ich daher eine Kabellänge von mindestens 7 Metern empfehlen, bei einem Smart reichen auch 5 Meter.

Grundsätzlich gilt aber auch: Je länger das Kabel, desto schwerer und unhandlicher wird es und nimmt auch mehr Platz in Anspruch, der dann im Kofferraum fehlt. Daher sollte das Kabel nicht deutlich länger als nötig ausgelegt sein.

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Selbst bei einem Kleinstwagen, wie dem smart fortwo electric drive, können 5 Meter Kabellänge als das unterste Maß gelten.

Soll das Kabel spiralförmig oder glatt sein?

Ladekabel gibt es für gewöhnlich in zwei Ausführungen: Als sogenannten glatte Variante, die in ihrer Länge unverändert bleibt und als spiralförmige Version, die sich wie eine Schraubenfeder auseinanderziehen lässt.

Die glatte Variante kann dabei gezielt so am Auto entlang verlegt werden, wie man dies wünscht. Allerdings landet das Kabel dann häufig auf dem Boden und somit im Straßendreck.

Spiralförmige Kabel weisen immer eine gewisse Zugbelastung auf, wodurch man manchmal etwas Kraft benötigt, um auf die gewünschte Länge zu gelangen. Im Gegenzug zieht sich das Kabel immer wieder auf die kurzmöglichste Länge zusammen. Dadurch landet das Ladekabel nicht so häufig im Dreck und spart Platz im Kofferraum. Möchte man das Kabel allerdings um das Auto herum verlegen, muss man aufpassen, dass dadurch nicht der Lack des Fahrzeugs beschädigt wird, da sich das Kabel nicht immer so verhält, wie man es erwartet.

Ich persönlich bevorzuge die glatte Variante. Letztlich ist dies aber Geschmackssache.

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Hier ist ein spiralförmiges Kabel von Vorteil: Es liegt nicht auf dem Boden auf und wird somit nicht schmutzig. Allerdings ist es so auch deutlich schwieriger, das Kabel zu übersteigen.

Wie hoch ist die Verlustleistung durch das Kabel?

Die Verlustleistung des Kabels hängt vom Querschnitt der einzelnen Leiter darin ab. Ein Kabel, das auf 32A ausgelegt ist, weist beispielsweise einen Querschnitt von 6mm² je Phase auf. Dabei entstehen je Phase und je Meter Kabellänge ca. 3 Watt Verlustleistung. Bei einem dreiphasigen Lader und einem fünf Meter langen Ladekabel summieren sich die Verluste wie folgt:

3 Watt x 3 Phasen x 5 Meter = 45 Watt

Dies entspricht 0,2% der Ladeleistung von 22 kW. Ein doppelt so langes Kabel würde die Verluste auf 0,4% erhöhen, was ebenfalls vertretbar ist. Die Verlustleistung ist ergo nicht ausschlaggebend für die Wahl der passenden Ladekabellänge.

Die üblichen Leitungsverluste habe ich hier noch einmal zusammengefasst:

Strom Querschnitt je Phase Anzahl Phasen Leitungs-
verluste je Meter
32 A 6 mm² 3 8,7 W
32 A 6 mm² 1 2,9 W
16 A 2,5 mm² 3 8,1 W
16 A 2,5 mm² 1 2,7 W

Welche Hersteller sind empfehlenswert?

Grundsätzlich gilt: Finger weg von Billigware! Das ein oder andere Ladekabel mag zwar mit einem attraktiven Preis werben, allerdings liegen die Unterschiede häufig im Detail und sind von außen nicht ohne weiteres erkennbar. Dazu gehört beispielsweise die Art und Weise, wie das Kabel mit dem Stecker verbunden ist, wie viele Steckzyklen die Stecker tatsächlich aushalten und ob das Kabel robust ausgelegt ist (z.B. gegen überfahren).

Empfehlenswerte und etablierte Hersteller aus Deutschland und Österreich sind beispielsweise:

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Weiterführende Links:

Mehr Beiträge über das Laden von Elektroautos auf Generation Strom.

Update – 09.08.2019:

Die Tabelle mit dem Vergleich zwischen On-Board-Lader und Ladekabel wurde am 09.08.2019 überarbeitet.

Disclaimer:

Dieser Artikel erschien in seiner ursprünglichen Fassung im Magazin Elektroautomobil (Ausgabe 03/2019, www.elektroautomobil.com).

Fotos (falls nicht anders gekennzeichnet): © GenerationStrom.com

7 Antworten auf „Der kleine Ladekabel-Ratgeber

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  1. Frage: es sollen 2 Fahrzeuge mit dem go echarger geladen werden. Das eine Fahrzeug kann mit Maximal 3,7 kW geladen werden, das andere mit 7,4 kW. Kann man nun beide mit einem Ladekabel 32A laden? Oder verhindert die Codierung das?

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  2. Hallo Marcus,

    Frage: was ist besser: eine Wallbox mit fixem Mode 3 Ladekabel 5m oder eine Wallbox mit einer Typ-2 Steckdose, an die ich dann ein beliebiges Kabel anschließen kann?
    Kann man denn ein fest verbautes Kabel mit einem Verlängerungskabel verlängern, wenn es zu kurz ist?

    Danke und Gruß
    Claus

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  3. Hallo Marcus, fahre einen ID3, habe mir ein zweites Ladekabel ( ZOE) beschafft, habe den Widerstand zwischen
    PE und PP von 220 Ohm (32A) auf 680 Ohm (20A) getauscht, das Fahrzeug wird von einer ABL Wallbox 11kW
    geladen, was mit Originalladekabel super funktioniert.
    Beim Zweitkabel zeigt das Fahrzeug ( Kommunikationsfehler- rot, keine Ladung möglich
    Am Kabelquerschnitt wird es wohl kaum liegen
    Gibt es eine Lösung?
    Danke Gruß
    Thomas

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    1. Hallo Thomas,

      warum hast du überhaupt den Widerstand getauscht? Du kannst doch problemlos mit einem 32-A-Kabel ein 11-kW-Fahrzeug laden. Das Kabel ist ja nur die Verbindung zwischen der Quelle, die eh schon auf 11 kW begrenzt, und der Senke, die im falle des ID.3 auch nur 11 kW ziehen kann. In diesem Fall begrenzt das Fahrzeug die maximale Ladeleistung automatisch. Ob dazwischen ein 32-A- oder ein 20-A-Kabel hängt, spielt da keine Rolle. Also am besten wieder den alten Widerstand einbauen und gut ist. Grundsätzlich rate ich von solchen Basteleinen ab, denn damit erlischt jegliche Haftung im Falle eines Schadens.
      Es sind übrigens alle Ladestationen und On-Board-Lader so designt, dass eine Überlastung ausgeschlossen werden kann. Nur beim Laden an Schukosteckdose gilt es einen genauen Blick darauf zu werfen.

      Ich hoffe, das hilft dir etwas weiter.

      Viele Grüße
      Marcus

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  4. Hallo Marcus,
    Danke für die tollen Infos. Ich benötige zuhause von dem Standort der zukünftigen Wallbox (11kW) zur Garage (kein Stromanschluss möglich) ein ca. 14 Meter Kabellänge um einen ID.3 7,4kW zweiphasig zu laden. Welches Kabel passt dafür am besten und sollte ich besser eine Wallbox ohne Kabel kaufen und diese mit einem langen Kabel (14 Meter) verbinden oder geht eine Wallbox mit 7 Meter integriertem Kabel und eine etwa 7 Meter Verlängerung oder ist von einer Verlängerung wegen Verlust oder Sicherheit eher schlecht?
    Danke und viele Grüße,
    Michi

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    1. Hallo Michael,
      von einer Verlängerung des Typ-2-Ladekabels istabzuraten, da solche Lösungen nicht normkonform sind. In deinem Fall könnte sich eine mobile Ladestation (NRGkick, Juice Booster, go-e-Charger) lohnen. Dann kannst du an den Drehstromanschluss am Haus ein einfach Drehstrom-Verlängerungskabel (z. B. aus dem Baumarkt) kaufen und an dessen Ende die mobile Ladestation anschließen, die es auch mit ca. 7 m Kabellänge gibt. Juice bietet für den Booster auch eine 10-Meter-Erweiterung mit Juice Connector an, diese ist aber sehr kostspielig.
      Viele Grüße
      Marcus

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