Sinnlose Spielerei: Charge-Modus im PHEV

In der aktuellen Ausgabe (Heft 25/2016) der auto motor & sport wurde der Kia Optima PHEV getestet. Dabei monieren die Tester vor allem den fehlenden „Auflademodus“. Zu unrecht.

Viele Plug-In-Hybride auf dem Markt verfügen über unterschiedliche Betriebsarten:

  • Standard/Hybrid: Das Fahrzeug entscheidet selbstständig, wann elektrisch gefahren wird und wann der Verbrenner anspringen soll.
  • E-Drive: Das elektrische Fahren wird „erzwungen“ und nur bei hohem Leistungseinsatz der Verbrenner eingeschaltet.
  • Safe: Die Batterie wird geschont, um später elektrisch Fahren zu können.
  • Charge: Die Batterie wird über den Verbrenner geladen.

Für die ersten drei Fahrmodi ergeben sich durchaus sinnvolle Use-Cases. Der Standard- oder Hybridmodus sollte grundsätzlich den besten Kompromiss aus elektrischem und hybridischem Fahren darstellen. E-Drive ist dann sinnvoll, wenn ich die Möglichkeit habe, oft nachzuladen (bspw. im Stadtverkehr) und ich daher den Benutzung des Verbrenner aktiv unterdrücken möchte. Safe kann relevant sein, wenn ich bspw. zunächst auf der Autobahn unterwegs bin und anschließend in eine Stadt komme, in der ich elektrisch Fahren möchte. Der von der ams nun als fehlend empfundene Modus Charge ist aus energetischer Sicht leider völlig sinnlos, da dieser die Effizienz des Fahrzeug sehr stark reduziert.

S500e_Betriebsarten.jpg
Betriebsarten eines PHEV – hier am Beispiel eines Mercedes-Benz S 500 e. (Foto: © Daimler AG)

Grundsätzlich gilt: Ein PHEV ist dann sparsam, wenn er möglichst oft mit extern erzeugtem Strom (also an der Ladesäule) geladen wird, wie ich bereits in einem vorherigen Beitrag erläutert habe. Erfolgt das Aufladen der Batterie allerdings über den Verbrenner, so entsteht eine insgesamt sehr schlechte Wirkungsgradkette:

25% Verbrenner x 95% E-Maschine x 98% Batterie = 23% Wirkungsgrad

Die Batterie wird also mit einem miserablen Wirkungsgrad aufgeladen. Durch die zusätzliche Last am Verbrenner geht dadurch natürlich der Verbrauch hoch. Zum Vergleich der ungefähre Wirkungsgrad beim Laden per Stecker:

90% Ladegerät x 98% Batterie = 88% Wirkungsgrad

Nun wird ein PHEV vor allem aus ökologischen Gesichtspunkten gekauft. Der Charge-Modus zerstört aber diese Bilanz grundsätzlich. Ein per Charge-Modus aufgeladener PHEV weist daher immer eine schlechtere CO2-Bilanz auf als ein nicht hybridisiertes Fahrzeug.

Aus genau diesem Grund ist der Charge-Modus sinnlos. Er ist sogar kontraproduktiv, da dieser die Motivation verringert, Strom extern zu laden. Aus diesem Grund kann ich das Urteil der ams in keinster Weise nachvollziehen. Leider rückt dadurch im Testbericht die ansonsten sehr gute elektrische Reichweite des Kia Optima von 52 km in der ams-Elektrorunde in den Hintergrund, obwohl diese deutlich über den Werten von BMW 330e, VW Passat GTE und Mercedes 350 e liegt. Schade. Den fehlenden Stern bekommt der Kia dann eben symbolisch von mir 🙂 .

4 Antworten auf „Sinnlose Spielerei: Charge-Modus im PHEV

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  1. Es gibt einen halbwegs sinnvollen Use Case, dieser betrifft die Steuerung der Emissionen. Mit einer geladenen Batterie kann ich in Gebieten mit erhöhter Schadstoffbelastung (z.B. in Innenstädten) meine Ausstöße quasi auf Null bringen und damit die Lage nicht noch verschlimmern.

    Das bezahlt man dann aber natürlich mit schlechterer Gesamteffizienz.

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