Ein Paradies für den Einsatz von Elektroautos: Kurze, planbare Strecken, viel Stop and Go, niedrige Durchschnittsgeschwindigkeiten und genug Zeit zum Laden zwischendurch. Flughafenfahrzeuge sind prädestiniert für elektrische Antriebe. Das hat auch der Flughafen Stuttgart erkannt und stellt daher sukzessive seine gesamte Flughafenflotte auf Elektroautos um.
Hintergrund
Im dem geförderten Testprojekt efleet, welches von März 2013 bis Juni 2016 lief, wurden verschiedene elektrische Vorfeldfahrzeuge angeschafft und getestet. Der Betrieb überzeugte den Flughafen Stuttgart offenbar so sehr, dass der Beschluss gefasst wurde, die komplette Flotte auf Elektroantrieb umzustellen. Die Energieeffizienz konnte dabei laut Flughafen Stuttgart immerhin „im Bereich von 50–80 % verbessert“ werden. Hinzu kommt die geringere Lärm- und Abgasbelastung.

Fazit aus dem Projekt:
Haupterkenntnis von eFleet ist, dass Flughäfen ein prädestinierter Anwendungsfall für den erfolgreichen Einsatz von batterie-elektrischen Fahrzeugen sind.
Die Fahrzeuge
Immer häufiger wird der Passagier mit dem E.Cobus, der E-Variante des auf Flughäfen verbreiteten Cobus, vom Gate zum Flugzeug gefahren. Der E.Cobus verfügt über eine 85-kWh-Ltihium-Titanat-Batterie, welche in kurzen Pausen zwischen den Einsätzen etwas aufgeladen wird. Nach Betriebsende wird die Batterie dann vollständig aufgeladen.

Auch Flugzeuge können elektrisch geschleppt werden. Dazu wird in Stuttgart der 60kW-starke Flugzeugschlepper Schopf F110e eingesetzt. In etwas über drei Jahren der Projektlaufzeit wurden hiermit über 12.000 Flugzeuge elektrisch bewegt.

Als Frachtschlepper werden unter anderem Fahrzeuge vom Typ EFZ 80 N der Firma Volk eingesetzt. Der Gepäckschlepper verfüg über zwei in Reihe geschaltete 40V-Batterien mit einer Kapazität von 1.550 Ah. Macht zusammen einen Energieinhalt von ordentlichen 124 kWh und knapp 3,6 Tonnen Batteriegewicht. Als Antrieb verfügt das Fahrzeug über eine 70kW-E-Maschine, wodurch es bis zu 33 km/h schnell wird. Insgesamt kann der Schlepper bis zu 80 Tonnen ziehen, wobei der Transporter kürzer ist als ein Mini und dennoch über 9 Tonnen wiegt.

Für den Transport des Gepäcks ins Flugzeug werden Förderbandwägen von Mulag eingesetzt. Die Orbiter genannten Fahrzeuge verfügen über eine Leistung von 12kW und sind ebenfalls ein wichtiger Teil der Vorfeldflotte des Stuttgarter Flughafens.
Außerdem wird in Stuttgart bereits das erste Brennstoffzellen-Follow-Me eingesetzt – eine Mercedes B-Klasse F-Cell der Baureihe 245. Da es am Flughafen eine der wenigen Wasserstofftankstellen gibt, steht auch die entsprechende Infrastruktur zur Verfügung. Mit den knapp 400 km Reichweite dürfte so ein Follow-Me eine ganze Weile mit einer Betankung auskommen.

Elektrische An- und Abreise
Wer elektrisch zum Flughafen an- oder vom Flughafen abreisen möchte, dem steht ein großer car2go-Parkplatz zur Verfügung. Und ja, es passen zwei große Reisekoffer in einen Elektrosmart. Außerdem gehört inzwischen auch die B-Klasse in der Elektrovariante zur car2go-Flotte. Auch wenn bei Anmietung oder Abgabe der car2go-Fahrzeuge am Flughafen eine Zusatzgebühr von 5,90 Euro anfallen ist diese Variante allemal günstiger als ein Taxi.

Wer mit dem eigenen Elektroauto anreist, kann diese übrigens am Parkplatz P5 oder am Mövenpick Hotel kostenlos laden. Auch ein Tesla Destination Charger steht am Mövenpick Hotel zur Verfügung. Achtung: Nicht die überteuert EnBW-Ladesäulen verwenden, diese sind nicht kostenlos!
Ausblick
Das folgende Zitat sagt bereits sehr viel:
Noch 2017 wird der Passagier- und Gepäcktransport auf dem Vorfeld komplett auf leise und abgasfreie Elektroantriebe umgestellt.
Der Ausbau der Elektrofahrzeugflotte geht also fleißig weiter. Derzeit läuft das Nachfolgeporjekt „Scale-up!“, welches mit 4,5 Mio. Euro veranschlagt wird, wobei 1,94 Mio. Euro vom Bundesministerium zugeschossen werden.
Es sieht dennoch danach so aus, als wenn der Flughafen schneller als die dazugehörige Stadt die Zeichen der Zeit erkannt hat und sich stark auf Elektromobilität und Nachhaltigkeit fokussiert. Chapeau!